Dockers-Damen fahren historischen Sieg ein

Ein großartiger Teamspirit hat beim ersten Auftritt einer deutschen Damenmannschaft bei der Champions League in Amsterdam für einen historischen Sieg gesorgt. Zwar stand bei den Hamburg Dockers, die verstärkt wurden durch Spielerinnen aus ganz Deutschland, der Spaß im Vordergrund, doch im dritten Spiel wurde nicht nur das erste Tor erzielt – das Spiel konnte am Ende gewonnen werden.

Aber der Reihe nach: Nach später Ankunft in der holländischen Hauptstadt und Austragungsort der Champions League 2018 blieben den Mädels nur wenige Stunden in der Amsterda mer Unterkunft, um ihre Teamkameradinnen richtig kennenzulernen. Vor dem ersten Spiel spürte man förmlich die steigende Aufregung und Vorfreude – nicht nur bei den 7 unerfahrenen Spielern im Team.

Die anfängliche Nervosität wurde dann schnell zum Auftaktspiel gegen die Odense Lionesses abgelegt. Die ersten Tackles und Kicks waren erfolgreich, sodass die dänische Mannschaft immer mehr Druck auf ihr eigenes Tor spürte. Leider konnten die Hamburgerinnen von den zahlreichen Chancen keinen Ball über die Torlinie bringen, sodass wir mit 3:21 das erste Spiel verloren. Odense war dem erst neu geformten Team aus Deutschland taktisch überlegen, jedoch war der Einsatz der Dockers-Mädels mindestens ebenbürtig.

Trotz Niederlage gute Stimmung

Nach der Analyse des ersten Spiels war trotz der Niederlage ein großes Lachen auf allen Gesichtern zu sehen. Coach Florian Naumann hatte bereits vor Turnierbeginn großen Wert darauf gelegt, dass der Spaß und die gewonnene Erfahrung im Vordergrund stehen. Das setzten die Mädels fabelhaft um und gingen hoch motiviert ins zweite Spiel gegen die schwedische Mannschaft aus Malmö. Wieder einmal starteten die Spielerinnen mit einer unglaublichen Motivation und waren sich nicht zu schade, die Tackles auf dem harten Kunstrasen zu setzen. In der Mitte der ersten Halbzeit gab es dann einen riesen Schock für das Dockers-Team, als sich die bis dahin fantastisch aufspielende Maria Pauli unglücklich und ohne Fremdeinwirkung am Knie verletzte. Auch hier wünschen wir ihr nochmal schnelle Genesung, damit wir sie bald wieder auf dem Feld sehen können.

Im weiteren Spielverlauf zeigte sich dann etwas deutlicher, warum Malmö der Favorit in diesem Spiel war. Besonders durch die starke Besetzung im Full Forward der schwedischen Mannschaft gerieten die Dockers ziemlich unter Druck in der Backline. Nach dem Seitenwechsel konnten unsere Mädels aber den Schreck aus der ersten Halbzeit ablegen und kämpften sich tapfer zurück ins Spiel. Die Defensive stand nun stabiler und konnte durch Glanzleistungen weitere Chancen der Schwedinnen zunichte machen. Dieser Einsatz zahlte sich aus, sodass man selbst zu weiteren Torchancen in der Offensive kam. Leider verfolgte die Mädels auch in diesem Spiel das Pech, sodass das Spielfeld mit zwei Behinds verlassen werden musste. Endergebnis: 2:30. Der aufopferungsvolle Einsatz von allen Spielerinnen bis zur letzten Minute zeigte jedoch, dass man nicht mehr lange auf das erste Tor warten musste. Die Gruppenphase schlossen sie aufgrund der beiden Niederlagen als dritte von drei Mannschaften der Gruppe A ab.

Hungrig aufs erste Tor

Die Plätze 5, 6 und 7 wurden nun in zwei weiteren Partien ausgespielt. Im ersten Spiel ging es gegen die französischen Bordeaux Bombers. Die Dockers-Mädels waren sich alle einig, dass sie „hungrig“ auf das erste Tor waren. Der Coach stimmte seinen Spielerinnen zu und änderte die Taktik auf eine offensivere Ausrichtung und eine veränderte Formation in der Defensive. Der Plan ging auf: Schon nach wenigen Minuten war es endlich soweit – Annabel Shewring schoss das erste Tor in der Geschichte einer deutschen Frauenmannschaft. Der Jubel war grenzenlos und beflügelte nochmal alle Spielerinnen, ein weiteres Tor nachzulegen. Doch die gut aufgelegten Französinnen zeigten, dass sie nicht so schnell aufgeben. Es entstand ein hart umkämpftes Spiel, wobei die Führung oftmals wechselte. Es ging dann zum Verschnaufen in die Halbzeitpause. Coach Florian Naumann erkannte die absolute Überzeugung seines Teams, dieses Spiel gewinnen zu können und forderte die Spielerinnen auf, sich diesen Traum zu erfüllen.

Nach hervorragendem Nachsetzen in der Offensive gingen die Dockers nach zwischenzeitlichem Rückstand im Laufe der zweiten Halbzeit dann tatsächlich wieder in Führung. Da zu diesem Zeitpunkt nur noch 2 Minuten Spielzeit übrig blieben, stieg an der Seitenlinie die Aufregung. Leider gab es direkt nach dem Ball-up am Mittelkreis den Gegentreffer für die Französinnen – Jubel auf der Seite der Bordeaux-Unterstützer. Doch wer dachte, dass die Dockers dieses Spiel aufgeben würden, hatte sich getäuscht. Getragen von den Anfeuerungsrufen der deutschen Männer-Mannschaft Berlin Crocodiles, welche Ihre Turnierpause dankenswerterweise dem Dockers-Spiel widmete, gaben sich die Dockers um Kapitänin Lisa Wilson nicht auf. Diese unglaubliche Moral sorgte zum Spielende nochmal zu einem Ansturm auf das Tor der Bordeaux Bombers. Und dann ging der Ball doch tatsächlich wieder durch die mittleren Torstangen der Bombers. Goal für die Dockers!

Getrieben von der Aufregung gab der Coach an der Seitenlinie nun alles, damit sich seine Schützlinge den Ball erkämpften. Durch die fehlende Anzeige war ihm der Spielstand gar nicht bewusst, wie er nach dem Spiel zugeben musste. Und dann war es soweit – Schlusspfiff. Florian Naumann vergewisserte sich über das Endergebnis und fragte zur Sicherheit noch zweimal nach, als er erfuhr, dass das knappe Spiel mit 2 Punkten Vorsprung gewonnen wurde. Und dann war es offiziell: 21:19 gewinnt die deutsche Mannschaft nach einer unglaublichen Vorstellung Ihr erstes Spiel, Die Gesichter strahlten wie die Sonne an diesem fantastischen Turniertag in Amsterdam.

Kaum Zeit zum verschnaufen

Aufgrund des engen Spielplans blieb den Dockers nicht viel Zeit, diesen Sieg richtig auszukosten. Schon nach einer dreiminütigen Pause ging es dann ins letzte Spiel gegen die englischen Vertreterinnen aus Nottingham. Gezeichnet vom großen Kampf der vergangenen Spiele mussten sich die Mädels nun immer öfter eine kurze Auszeit an der Seitenlinie gönnen. Die Mädels aus Nottingham zeigten gleich zu Beginn, dass sie frisch ins Spiel gekommen waren. Zur Überraschung für den Coach Florian Naumann waren die Dockers-Mädels aber alles andere als satt und zeigten erneut eine kämpferisch unglaubliche Leistung.Kapitänin Lisa Wilson krönte ihre mannschaftsdienliche Turnierleistung mit einem unglaublichen Tor von der Boundary Line. Bemerkenswerterweise hielten die Dockers auch im letzten Spiel den Ausgang offen. Angefeuert von den erfahrenen Leadern und den Auswechselspielerinnen stand es auch noch in der Mitte der zweiten Halbzeit Unentschieden. In den letzten Minuten mussten die Dockers dann aber doch dem erheblichen Aufwand aus dem dritten Spiel Tribut zollen. Folglich gingen die Nottingham Scorpions in einer ebenfalls umkämpften Partie mit einem 20:38 und folglich einem 3-Tore-Vorsprung als Siegerinnen vom Platz.

Obwohl am Ende aufgrund des schlechteren Torverhältnisses nur ein 7. und damit letzter Platz heraussprang, konnten die Mädels mit Ihrer Vorstellung mehr als zufrieden sein.

Coach Florian Naumann fasste am Abend den Turniertag aus seiner Sicht zusammen:

„Also zunächst muss ich einen großen Dank an unsere Kapitänin und Team Managerin Lisa Wilson ausrichten, ohne deren Einsatz wir jetzt nicht hier stehen würden. Als es in die Turniervorbereitung ging, war mir klar, dass es für die Mädels hauptsächlich darum gehen sollte, Spaß bei diesem Turnier zu haben. Die positive Grundstimmung sorgte definitiv dafür, dass die Mädels heute über sich hinausgewachsen sind. Etwas schade, dass wir uns in den ersten beiden Spielen nicht mit einem Tor für die tolle Leistung belohnen konnten. Als Annie den Ball dann im dritten Spiel endlich ins Tor schoss, gab es für mich kein Halten mehr. Dass wir dieses Spiel gegen Bordeaux auch noch gewinnen konnten, ist wirklich ein unbeschreibliches Gefühl! Im letzten Spiel sind die Mädels trotz kurzer Pause noch einmal über sich hinausgewachsen. Ich bin wirklich mehr als zufrieden über den Auftritt meiner Mannschaft im gesamten Turnierverlauf. Wir haben uns vorgenommen, uns nur auf die positiven Erlebnisse zu fokussieren. Aber was gibt es schon zu kritisieren, wenn jede Spielerin genau das umsetzt, was man Ihnen mit auf den Weg gibt. Die Wahl der 3 Top-Spielerinnen war nach jeder Partie eine regelrechte Zerreißprobe. Schlussendlich denke ich aber, dass die Awards wohlverdient vergeben wurden, auch wenn dies nicht die großartige Performance der anderen Mitspieler schmälern sollte. Ich bin mehr als Stolz auf das gesamte Team, dass wir mit einem breiten Grinsen, einer Menge Spielerfahrung und vor allem auf einen Sieg heute anstoßen können.“

 

TEAM

  • 1 Nathalie Ludwig
  • 3 Emily Ashby
  • 4 Laura Nebel
  • 32 Marilena Frank
  • 34 Ioanna Kopasaki
  • 35 Maren Deden
  • 38 Lisa Wilson (C)
  • 39 Annabel Shewring
  • 40 Maria Pauli
  • 42 Kathryn McKenzie
  • 43 Holly Colbert
  • 44 Franziska Zorn
  • 46 Bianca Maes
  • 48 Celina Gratton
  • Coach Florian Naumann

AWARDS:

Team of the Tournament: Annabel Shewring

Guts and Determination: Ionna Kopasaki

Best First Year Player: Laura Nebel

Well-Derserved Birthday Gift: Holly Colbert